16. Juli – 20. September 2010

Künstlerstatement des Duos M+M zum Start des Projektes Hacking the City am 16. Juli 2010 im Museum Folkwang.

C.A.L.L. Sciopero, Still aus dem Film "Die rote Wüste" von 1964.

Es ist simpel und für jedermann durchschaubar.

Ein echter Streik muss her.

Demonstrieren, Blockieren!

Und Du? Was tust Du da drin?
Du bist nicht der Herr Generaldirektor.
Du bist froh, wenn Du Arbeit hast.
Komm heraus, Duuuu… hier gehörst Du hin.

Nur wenn wir den Kampf koordinieren und bündeln, haben wir eine Chance.

Sich einmischen statt resignieren!

Es geht auch anders.

Romeo Salviati, cosa fai lì dentro? Tu non sei un dirigente, sei uno che lavora per dare da mangiare ai suoi figli. Vieni fuori, vieni qui con noi. Tua moglie si vergogna a uscire di casa, ha vergogna di te…

Sciopero!

M+M "Call Sciopero" in Essen am 16. bis 18. Juli 2010.

M+M "Call Sciopero" in Essen von 16. bis 18. Juli 2010.

M+M "Call Sciopero" in Essen am 18. Juli 2010 während "Stillleben A 40".

Das Künstlerduo M+M rückt die allgegenwärtigen aber kaum wahrgenommenen Strukturen alltäglicher Prozesse in den Fokus und bricht sie auf.

© M+M

Netzwerke der Massenkommunikation und urbaner Organisationsformen sind der Ort für viele Arbeiten des Künstlerduos. Es sind solche verzweigten Systeme, die in unserem Denken eigene Räumlichkeiten ausprägen. Allerdings sind dabei für M+M zum Beispiel das Körperinnere, das Klima oder das Autobahnnetz ähnlich inspirierend wie Internet, Telefonnetz oder Postsystem. Für diese Räume entwickeln sie oft subversive Mitteilungen, Geschichten und Bilder.

Zum Teil dringen M+M dabei mit Hilfe entsprechender Fachleute (Programmierer, Ingenieure, Ärzte) in diese Raumstrukturen ein, um sie zu manipulieren, zu infiltrieren und sie mit Erzählung aufzuladen. Die Eigentümlichkeiten der einzelnen rhizomatischen Orte werden so aufgespürt, besetzt und als spezifischer erzählerischer Freiraum genutzt.

M+M steht für die künstlerische Zusammenarbeit von Marc Weis, geb. 1965, und Martin De Mattia, geb. 1963. Das Künstlerduo hatte 2008 eine Gastprofessur an der Peter Behrens School of Architecture in Düsseldorf, 2001/02 eine Dozentur an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGKZ) in Zürich, 2000/01 eine Gastprofessur an der Kunstakademie in München sowie1992/93 einen Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe. Arbeiten von M+M wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und Kanada gezeigt. Sie haben mehrere Stipendien erhalten.

 

Referenzprojekte

M+M: "Autobahnschleife", seit 1996. © M+M.

Das Projekt “Autobahnschleife” bietet dem Autofahrer die Möglichkeit, an einem ausgesuchten Abschnitt der Autobahn von dieser abzufahren, eine 360 Grad-Kurve zu beschreiben, um danach wieder auf die Schnellstraße zurückzukehren. Das Vorhaben wird in enger Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro entwickelt. So wurde zunächst ein genauer Plan für die Konstruktion des Bauwerks erstellt. Ein digital bearbeitetes Foto und eine Videosimulation veranschaulichen die Skulptur und das Fahrgefühl in der Landschaft bei Vittorio Veneto/Italien. Die „Ausschreibung“ in Buchform ermöglicht eine genaue Kostenkalkulation. Weitere Schritte bis zur endgültigen Realisierung der Autobahnschleife sollen folgen.

M+M: "Postline", 1998. © Foto: Wilfried Petzi.

“Postlinie” war eine zweiteilige Installation aus einer Telefonzelle mit präpariertem Kartentelefon und einem Auto mit Videoprojektion und Monitor, die zwei Orte mittels eines fiktiven Telefongesprächs verbindet. In einer Telefonzellen vor dem Postamt lauscht man dem Fernseh-Kommissar (Elmar Wepper). Im Parkhaus gegenüber kann man in einer abgestellten Limousine den Gegenspieler (Rufus Beck) beim gleichen Gespräch beobachten. In kurzen Videosequenzen eines Überwachungsmonitors hat man hier zudem Einblicke in das Geschehen auf dem Platz. Der Kommissar scheint einer alternativen Kommunikationsform auf der Spur zu sein, vielleicht subversive Konkurrenten des staatlichen Postwesens. Thomas Pynchons Roman “Die Versteigerung von Nr. 49″ mit dem Motiv einer geheimnisumwitterten Untergrundpost gibt die Idee für diese filmisch-räumliche Umsetzung. Der Film verbindet sich mit dem realen Ort seines Geschehens.

M+M: "Abgabe/Eingabe", Detail Einbau signierte Hüftprothese, 1995. © M+M.

“Abgabe/Eingabe” ist eine sechsteilige Fotoarbeit aus Cibachromes auf Alucobond. Die Fotos dokumentieren drei Aktionen, die M+M in medizinisch-klinischen Institutionen durchgeführt haben: Der Einbau einer signierten Hüftprothese, eine Blut- und eine Spermaspende. Die zentralen Bestandteile der Aktionen sind innerhalb des klinischen Systems bzw. in den anonymen Körpern der Patienten aufgegangen.

 

Links

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